Offener Brief: Deutsche Presse größter Versager in der Welt beim
Menschenrecht Informationszugang
Sehr geehrter Herr Weyand,
ich komme zurück auf Ihre Mitteilung vom 7.6.2005
in der Sie die Förderung des Menschenrechtes
auf Zugang zu amtlichen Dokumenten abweisen: Es "wird nach unserer
Auffassung in den deutschen Medien ausführlich über
Menschenrechtsverletzungen informiert. Handlungsbedarf sehen wir hier
nicht".
Zwar wird vereinzelt über Mängel des Informationsfreiheitsgesetzes und der
Korruptionsbekämpfung berichtet, aber der Menschenrechtscharakter, die
internationale Ausbreitung und dass Informationszugang eine
Voraussetzung jeglicher Demokratie ist, bleibt unerwähnt.
Inzwischen ist Deutschland nicht nur in Europa sondern weltweit auf dem Weg
zum Schlusslicht bei Informationszugang, Transparenz und
Korruptionsbekämpfung: Material zur Informationszugangsfreiheit, 10. Ostsee-NGO Forum
84 Staaten mit ca. 5,5
Milliarden [1, 2] d. h. 78 % der Bürger auf der Welt haben
ein besseres Informationsfreiheitsgesetz als deutsche Bürger im Bund (http://www.rti-rating.org/country-data/).
Dabei werden internationale Standards zugrunde gelegt. Nur
Liechtenstein, Österreich, Griechenland und Tadschikistan haben
schlechtere Informationsfreiheitsgesetze.
Mehr als 115
Staaten (https://www.rti-rating.org/country-data/)
mit mehr als 5,9 Milliarden Einwohnern, d. h. 84% der Weltbevölkerung
haben entweder Informationsfreiheitsgesetze oder entsprechende
Verfassungsbestimmungen. In 5 Bundesländern d. h. der Hälfte der
Bevölkerung in Deutschland fehlen generelle (über
Verbraucherinformation und Umweltinformation hinausgehende)
Informationsfreiheitsgesetze.
Die UN
Konvention gegen Korruption ist zwar in mehr als 158
Staaten (Stand 13.12.2011) mit mehr als 6,5 Milliarden Einwohnern
ratifiziert, nicht aber von Deutschland.
Deutschland ist das einzige Land in Europa, das weder die UN
Konvention noch das Strafrechtsübereinkommen gegen Korruption
ratifiziert hat [Quelle
4].
Obwohl der Handlungsbedarf nicht zu übersehen ist, die schweigt fast die
gesamte deutsche Presse dazu. Beispielsweise betreiben die norwegische
und schweizerische Press (www.oeffentlichkeitsgesetz.ch)
Kampfplattformen für den Informationszugang und fordern Verbesserungen im
Interesse einer besseren Berichterstattung. In den USA ist OpenTheGovernment.org eine Plattform,
die von sehr vielen Organisationen unterstützt wird.
Die Neue Rheinische Zeitung wurde ihrem Anspruch gerecht "Meldungen, die Sie
in den übl(ich)en Medien eher nicht finden" zu verbreiten und
veröffentlichte meine eigenen Beiträge:
22.02.2012: Neue Rheinische Zeitung, Deutschland Schlusslicht bei
Transparenz und Korruptionsbekämpfung? Kaum etwas dazu in
"unseren" Medien. ( http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17510
)
13.06.2012: Neue Rheinische Zeitung: 10. Ostsee-NGO Forum unterstützt
Zugang zu amtlichen Informationen. Deutschland als Schlusslicht ( http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17885
)
18.07.2012: Neue Rheinische Zeitung: Verweigerung
des Grundrechtes auf freien Informationszugang in Deutschland. Von CDU/CSU völlig abgelehnt ( http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18015
)
Die OSZE hat im April 2012 in ihren Kommentaren zum Entwurf eines
Transparenz- und Informationszugangsgesetzes in Spanien den
Menschenrechtscharakter des Informationszugangs dokumentiert, mit Hinweis
auf OSZE, Zivilpakt und EGMR. (siehe Quelle
5: "International documents (...) state that access to information is
a fundamental human right and an essential condition for all democratic
societies."). Deshalb versuche ich die gerichtliche Durchsetzung des
Menschenrechtes auf Zugang zu amtlichen Dokumenten in Bayern [6].
Das benötigt Pressedeckung.
Will der Presserat wirklich fortsetzen nur
tatenlos zuzusehen, wie die Presse seine
Leser und die Bürger weiterhin so
im Stich lässt und sich international so zu blamieren?