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Onkel Ellinger zurück von Sibirien

Onkel August Ellinger war August Ellingers Sohn und besuchte Alfdorf-Haselbach. ca. 50 km östlich von Stuttgart in den Sechziger Jahren. Er sandte 1959 Weihnachtsgrüsse an meine Eltern.

Als es Winter wurde, nahm er ein Handtuch und eine Axt, hackte ein Loch ins Eis des Baches und badete dort. Das hatte er in Sibirien gelernt. Die Russen hatten ihn nach dem 2. Weltkrieg angeklagt mit den Amerikanern zusammenzuarbeiten und sendeten ihn deshalb zur Strafe nach Sibirien.

Der Grund war, dass er vorher von den Russen als Landrat eingesetzt worden war. Sein Vater August Ellinger war Sozialdemokrat und hatte für die gewerkschaftlichen Wohnungsbau gearbeitet. Aber er überlebte nicht, da die Nazis am  1. Mai 1933 die gewerkschaftlichen Organisationen stürmten und enteigneten.

Augusts Bruder Karl wanderte nach Norwegen aus. Als deutsche Truppen am 8. April 1940 Norwegen überfielen war er kritisch eingestellt gegen den Einmarsch. Er musste erleben, dass sein Schwiegersohn  Gabriel (Gabbi) Lund von einem Nazist erschossen wurde. Deshalb wurde der Solfjellsveien in Oslo, wo er wohnte in "Gabbi Lunds vei" umbenannt.

Augusts Bruder Karl in Norwegen musste erleben, dass der einzige Sohn, der von ihm (beim Fischen) Deutsch lernen konnte, als deutscher Soldat eintrat. Als mein Sohn in deutscher Uniform Haselbach (wo ich aufgewachsen bin) und seine Verwandten besuchte, sagte er hinterher, dass der Krieg nie gewonnen werden könne, weil der Widerstand der Deutschen (zumindest in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, und bei meinen Verwandten) zu groß sei. Natürlich lag er völlig falsch, wenn es um den einfachen Deutschen ging, der im blinden Vertrauen in die Autorität bis zum bitteren Ende kämpfte, selbst wenn es eine Verlängerung war. Jeder, der noch einen Funken Verstand hatte, musste verstehen, dass der Krieg verloren war.



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