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Knowledge will forever govern ignorance, and
a people who mean to be their own governors,
must arm themselves with the power knowledge gives. A popular
government without popular
information or the means of acquiring it, is but a prologue to a
farce or a tragedy or perhaps both.
-- James
Madison
Der Erfolgreichste im Leben ist der, der am Besten informiert ist. (Benjamin Disraeli)
Frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht. (Präambel der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft)
on same subject in English: http://wkeim.bplaced.net/foi.htm
Walter Keim, Email: walter.keim@gmail.com
Torshaugv. 2 C
N-7020 Trondheim, den 28. 4. 2007
Bundesministerium der Justiz,
Mohrenstraße 37
D-10117 Berlin
Betreff: Vorschlag Menschenrechtskonvention, Zivilpakt und
Sozialpakt in "Gesetze im Internet"
aufzunehmen
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Bundesministerium der Justiz publiziert "Gesetze im Internet" (www.Gesetze-im-Internet.de) um " interessierte Bürgerinnen und Bürger nahezu das gesamte aktuelle Bundesrecht kostenlos im Internet bereitzustellen. Die Gesetze und Rechtsverordnungen können in ihrer geltenden Fassung abgerufen werden. Sie werden durch die Dokumentationsstelle des Ministeriums fortlaufend konsolidiert".
Bisher sind die Texte der Menschenrechtskonvention, des Zivilpaktes und Sozialpaktes nicht unter "Gesetze im Internet" aufrufbar. Deshalb möchte ich vorschlagen den Gesetzestext hinzuzufügen.
Unter "Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten" http://bundesrecht.juris.de/mrk/ steht: "zur Gesamtausgabe der Norm im Format: HTML PDF". Allerdings enthalten die Links nur folgenden Text (Anlage 2):
Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten
MRK
Ausfertigungsdatum: 04.11.1950
Vollzitat:
"Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten vom 4. November 1950 (BGBl. 1952 II S. 686)"
Fußnote
G v. 7.8.1952 II 685
Inkraft gem. Bek. v. 15.12.1953, 1954 II 14 mWv 3.9.1953
Unter "Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte" wird auf Seite: http://bundesrecht.juris.de/b_rgporpakt/ zwei Links auf "zur Gesamtausgabe der Norm im Format: HTML PDF" angegeben, die allerdings nur folgenden Text enthalten (Anlage 3):
Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte
BürgPoRPakt
Ausfertigungsdatum: 19.12.1966
Vollzitat:
"Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte vom 19. Dezember 1966 (BGBl. 1973 II S. 1534)"
Fußnote
G v. 15.11.1973 II 1533
Inkraft mit Ausnahme des Art. 41 gem. Bek. v. 14.6.1976 II 1068 mWv 23.3.1976
Art. 41 inkraft gem. Bek. v. 20.11.1979 II 1218 mWv 28.3.1979
Der "Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte" (Sozialpakt) fehlt völlig.
Die EKMR, der Zivilpakt und de Sozialpakt ist Völkerrecht, das nach Art. 59 Abs. 2 S.1 GG durch ein Bundesgesetz (Beteiligung der zuständigen Körperschaften, d.h. Bundestag und Bundesrat) in deutsches Recht transformiert und im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wurde.
Die deutsche Verwaltung und der deutsche Rechtsanwender ist über Art. 20 Abs. 3 GG ("die vollziehende Gewalt und Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden") an die transformierten Vorschriften des Völkerrechts gebunden. Aus der Vorschrift folgt übrigens auch die Pflicht, sich mit Inhalt und Auslegung dieser Vorschriften vertraut zu machen. Gem. Art. 19 Abs. 4 GG steht außerdem jedem, der durch die öffentliche Gewalt in seinen Rechten verletzt wird, der Rechtsweg offen. Dies gilt nicht nur für Verletzungen der Grundrechte, sondern für alle in der deutschen Rechtsordnung geschützten Rechte. Somit erfasst die Rechtsweggarantie des Art. 19 Abs. 4 GG auch Fälle, in denen der Staat unmittelbar wirksame internationale Menschenrechtsnormen verletzt, die gem. Art. 59 Abs. 2 bzw. Art. 25 GG Bestandteil des innerstaatlichen Rechts sind.
Artikel 46 (1) der EKMR lautet: "Die Hohen Vertragsparteien verpflichten sich, in allen Rechtssachen, in denen sie Partei sind, das endgültige Urteil des Gerichtshofs zu befolgen."
Die Bindungswirkung des EGMR erstreckt sich nach der Entscheidung BVerfG 2 BvR 1481/04 (Anlage 4) des Verfassungsgerichtes (Punkt 3) auf alle staatlichen Organe: "Die Bindungswirkung einer Entscheidung des EGMR erstreckt sich auf alle staatlichen Organe und verpflichtet diese grundsätzlich, im Rahmen ihrer Zuständigkeit und ohne Verstoß gegen die Bindung an Gesetz und Recht (Art. 20 Abs. 3 GG) einen fortdauernden Konventionsverstoß zu beenden und einen konventionsgemäßen Zustand herzustellen." Damit haben sowohl das Bundesmnisterium der Justiz als auch andere staatlichen Organe eine verfassungsrechtlich begründete Pflicht, sich mit der Rechtsprechung des EGMR auseinanderzusetzen.
Das ist nur die Spitze des Eisbergs von Menschenrechtsverletzungen Meinungsfreiheit, Informationsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Familienleben und faires Verfahren (Anlage 11). Deshalb ist der Beitrag des Justizministeriums die EKMR nicht länger von der Rechtssammlung "Gesetze im Internet" auszuschließen erforderlich.
Ich habe 2005 12 Petitionen an Bundesländer ohne Informationefreiheitsgesetz geschrieben. Nur 4 haben 2006 Informationsfreiheitsgesetze beschlosssen. Trotzdem setzen 8 Bundesländer die Verletzung des Menschenrechts des Zugangs zu Dokumenten der öffentlichen Verwaltung fort unter Verletzung der Pflicht sich mit der Rechstrechung des EGMR und der EKMR auseinanderzusetzen.
Der Präsident des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR), Luzius Wildhaber, hat Deutschland zur Umsetzung der Straßburger Urteile ermahnt: Deutschland solle sich "näher mit dem System der Menschenrechtskonvention befassen", sagte Wildhaber am 8.12.06 im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe offensichtlich "einige Wissenslücken", auch bei deutschen Richtern, betonte der 69-jährige Schweizer, der den Straßburger Gerichtshof im Januar aus Altersgründen verlassen wird. Wildhaber verwies auf Artikel 46 der Europäischen Menschenrechtskonvention. Darin sei unmissverständlich festgelegt, dass die Unterzeichnerstaaten die endgültigen Urteile des Gerichtshofs "befolgen" müssen. Der Zugang zu Dokumenten der öffentlichen Verwaltung ist nach der neuesten Rechtsprechung des EGMR ein Menschenrecht.
Auch der Europarat hat in seiner "Empfehlung Rec(2004)6 über die Verbesserung der innerstaatlichen Rechtsbehelfe" gefordert, den EGMR zu entlasten, indem die Rechtsprechung des EGMR bekannter gemacht und mehr beachtet wird.
Der Europarat schlägt in der Empfehlung Rec(2004)5 über die "Überprüfung der Vereinbarkeit von Gesetzentwürfen mit der EKMR den Mitgliedstaaten" vor, unter Berücksichtigung der im Anhang aufgeführten Beispiele einer guten Praxis dafür Sorge zu tragen, dass angemessene und wirksame Mechanismen bestehen, um die Vereinbarkeit von Gesetzentwürfen mit der Konvention im Lichte der Rechtsprechung des Gerichtshofs systematisch zu überprüfen.
Der Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle
Rechte der Vereinten Nationen kommt in der 26.
(außerordentliche) Sitzung 13. - 31. August 2001
"PRÜFUNG
DER STAATENBERICHTE NACH ARTIKEL 16 UND 17 DES PAKTES
(E/C.12/1/Add. 68)" zu folgenden
Schlussfolgerungen über DEUTSCHLAND:
13. Der Ausschuss erneuert seine Besorgnis darüber, dass in der Rechtsprechung nicht auf
den Pakt und seine Bestimmungen Bezug genommen wird, wie bereits aus der
Stellungnahme des Vertragsstaats in seiner schriftlichen Beantwortung der Themenliste
hervorgeht und wie von der Delegation im Rahmen ihres Dialogs mit dem Ausschuss
bestätigt wurde. Der Ausschuss ist besorgt darüber, dass Richter keine ausreichende
Ausbildung im Bereich der Menschenrechte erhalten, insbesondere hinsichtlich der im Pakt
gewährleisteten Rechte. Ein ähnlicher Mangel an Ausbildung im Bereich der
Menschenrechte kann bei Staatsanwälten und anderen für die Umsetzung des Pakts
zuständigen Akteuren festgestellt werden.14. Der Ausschuss bringt seine Besorgnis darüber zum Ausdruck, dass kein umfassendes und
in sich geschlossenes System besteht, das die Berücksichtigung des Pakts bei der
Formulierung und Umsetzung jeglicher Gesetzgebung und politischer Maßnahmen
hinsichtlich wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Rechte gewährleiste
32. Der Ausschuss schlägt vor, dass der Vertragsstaat seine institutionellen Regelungen in der
öffentlichen Verwaltung überprüft und stärkt, um zu gewährleisten, dass die sich aus dem
Pakt ergebenden Verpflichtungen frühzeitig bei der Formulierung von Gesetzen und
politischen Maßnahmen zu dem Komplex Sozialversorgung und -hilfe, Wohnen, Gesundheit
und Bildung berücksichtigt werden. Darüber hinaus wird der Vertragsstaat dazu aufgefordert
„Menschenrechtsverträglichkeitsprüfungen“, vergleichbar mit Umweltverträglichkeitsprüfungen,
einzuführen und sicherzustellen, dass den Bestimmungen des Pakts in jeglichen
Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie bei Entscheidungsfindungsprozessen
angemessene Beachtung geschenkt wird.
(...)
49. Schließlich bittet der Ausschuss den Vertragsstaat den fünften Staatenbericht bis zum
30. Juni 2006 vorzulegen und detailliert auf die Schritte einzugehen, die zur Umsetzung der
Empfehlungen dieser Schlussfolgerungen unternommen wurden.
Bisher ist dieser zum 30.5.06 fällige Bericht noch nicht erfolgt. Damit ist Deutschland bei 5 Berichten im Verzug.
Auch § 11 (3) des Informationsfreiheitsgesetzes enthält Pflichten zur Veröffentlichung für geeignete Informationen unter die natürlicherweise auch Menschenrechte fallen.
Laut Artikel 1 (2) GG sind auch in Deutschland die "unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten (...) Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft". Artikel 46 der Konvention für Menschenrechte lautet "Die Hohen Vertragsparteien verpflichten sich, in allen Rechtssachen, in denen sie Partei sind, das endgültige Urteil des Gerichtshofs zu befolgen." Damit sind Menschenrechten auch in Deutschland juristisch durchsetzbar, obwohl sie vom Bundesministerium der Justiz im "Gesetze im Internet"zensiert werden.
Mit freundlichen Grüßen
Walter Keim
Kopie: juris,
Verfassungsgericht, alle Bundestagsabgeordneten, Bundeskanzlerin, Bundestagspräsident, Campact, Verbraucherzentrale,
Deutscher Presserat, Deutsche Presse,
TV Stationen.
Copy: Commissioner for
Human Rights Council of Europe, EU
Fundamental Rights Agency, OSCE,
OECD, PACE, UN
Anlagen:
Antworten:
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Anlage: Süddeutschland der Schandfleck bezüglich der Informationsfreiheit in Europa. Bild unten: Dunkelgrün: Informationsfreiheitsgesetz beschlossen. Hellgrün: Informationsfreiheit nur in Verfassung. Gelb: Gesetz in Vorbereitung. Access to Information Law = Informationsfreiheitsgesetz.